Es ist mal wieder Zeit für eine neue Geschichte
Mit den aktuellen Schneemassen und eisigen Temperaturen vor der Türe verschlägt mich meine Erinnerung an den letzten Sommerurlaub auf Mallorca zurück. Und wie immer im Urlaub war auch dieses Mal das Fotografieren ein fester Bestandteil. Natürlich mussten auch wieder ein paar stimmungsvolle Aufnahmen sein und ich suchte mir dafür die Örtlichkeiten auf unseren Tagesausflügen mit der Familie aus.
So war mir auch schnell klar dass ich einen Sonnenaufgang über dem berühmten Cap Formentor, im Nordosten der Insel, festhalten wollte. Während eines Ausflugs mit der Familie konnte ich auch einen schönen Aussichtsturm auf einem Berggipfel ausmachen, der ideal als Standpunkt für die Aufnahmen wäre. Problem an der Geschichte war die Entfernung. Wir hatten unser Hotel an der Ostküste und über die Landstraße waren es fast 1,5 Stunden bis zu dem Turm. Aber, auch wenn mich viele für völlig bescheuert halten, mir war es das wert, und so hieß es um 3.30 Uhr nachts aufstehen um das Ziel rechtzeitig zu erreichen. Eigentlich wollte ich ja am vorletzten Tag die Tour machen, aber weil ich Schussel das Tanken vergessen hatte verschob es sich auf den letzten vollen Tag auf der Insel. Genau das sollte mein Verhängnis werden.
Nun gut, der Wecker klingelte mitten in der Nacht und ich sprang schnell in meine bereitliegenden Klamotten um in das bereits gepackte Auto zu springen. Die Fahrt auf den logischerweisen sehr leeren Strassen verlief wie geplant und es blieb mir auf dem Weg sogar noch Zeit, auf dem unterhalb des Turmes gelegenen Aussichtspunkt, ein paar Fotos zu schießen. Das Besteigen des Turmes stellte sich danach als gar nicht so einfach dar, denn ich mußte, bepackt mit Stativ und Rucksack, aussen an ein paar Eisenbügeln 6m hoch, um mich dann durch ein kleines Loch ins Innere zu zwingen. Danach nochmals durch ein enges Loch auf die Turmplattform. Ich sag mal so, kalt war es mir danach keinesfalls mehr, trotz des strammen kühlen Windes.
In Ruhe bereitete ich alles vor und genoss den Blick auf die verschiedenen Sternbilder und hielt das schön über dem südlichen Horizont zu sehenende Orion-Sternbild in vielen Bildern fest. Die beginnende Dämmerung ließ mich innerlich Luftsprünge machen, so vielversprechend sah es aus. Immer wieder ließ ich die Blicke über das Cap und die unter mir liegende Bucht von Alcudia schweifen. Bis auf den Wind, der mir die Haare kräftig durchwirbelte, war es eine absolute Stille. Da war er wieder, einer der Momente die mich vermutlich mein Leben lang in der Erinnerung begleiten würden. Genau diese Augenblicke die das Frühe Aufstehen tausendmal wert waren.
Nun kam die Zeit wo das hier im Artikel gezeigte Bild aufgenommen wurde. Die Dämmerung war ein Meister der Farben und die Pracht die sie an den Himmel zauberte war atemberaubend. Das sind glaube ich die Momente wo man begreift welche Geschenke uns die Natur Tag für Tag macht und wie sehr wir es verlernt haben diese zu schätzen.
Tja, und dann begann das Schicksal seinen Lauf. Zuerst nur kleine Wolkenfetzen die mit irrer Geschwindigkeit an mir vorüberzogen, dann immer mehr. Erst gelang es mir noch zwischen den einzelnen Wolken Fotos zu machen, dann aber wurden es immer mehr und schließlich stand ich komplett im Nebel. Die Bucht schickte mehr und mehr Wolken hoch zu mir und das nur wenige Minuten vor einem sicherlich grandiosen Sonnenaufgang, den ich nie zu Gesicht bekommen sollte. So kann einem Fotografen die Natur schöne Streiche spielen. Nach 20 Minuten, mittlerweile triefte meine Ausrüstung vor Kondenswasser, gab ich auf und begab mich auf den Heimweg, wohlwissend, keine zweite Chance zu bekommen.
Im Nachhinein betrachtet sehe ich das Ganze aber trotzdem sehr positiv. Immerhin sind mir doch einige tolle Aufnahmen gelungen und ich durfte wieder einen dieser einsamen wahnsinnig beeindruckenden Momente geniessen, für die sich so manches Opfer lohnt.
So verließ ich die Insel am nächsten Tag mit vielen vielen tollen Fotos und noch viel mehr wunderbaren Erinnerungen.